Geschwister

Geschwister

17. August 2022 Aus Von ibims_trotzdem

Für Menschen, die das Projekt besser kennenlernen möchten, gibt es ein extra Programm: Come & See. Wir haben es verpasst und sind einfach so gekommen. Trotzdem wünschen wir uns auch ein paar Informationen und Führungen. Wir treffen Annjulie.

Sie hat zwei Wochen Come & See erlebt und bietet uns an, uns ein paar Dinge zu zeigen. Am Ende wird es eine ausführliche Führung mit vielen Erklärungen. Sie erzählt uns alles, was sie sich eben gemerkt hat. Mit ihrer Hilfe finden wir auch das Grundstück auf der anderen Straßenseite mit dem neuen Krankenhaus und den Kinderheimen. Wir freuen uns sehr, dass sie mit uns teilt, was sie weiß.

Sie hatte auch schon mit uns die einheimische Kirche besucht.

Am Ende verabreden wir uns zum Abendessen. Sagen einander, dass wir ihr dankbar sind und sie das gern mit uns gemacht hat, und dass wir auch gern wieder zusammen essen können.

Von da an sind wir zu dritt. Statt Fragen gibt es nur noch Absprachen, wir gestalten alles weitere gemeinsam. Als ob es vollkommen selbstverständlich wäre. Das ist es für uns in dem Moment wirklich.

Nach ein paar Tagen werden meine Tochter und sie Freundinnen. Jetzt verbringen sie auch Zeit zu zweit.

Am selben Abend kommt ein „4. Mann“ dazu. Annjulie kannte ihn von Come & See. Wir essen gemeinsam zu Abend. Danach spielen wir Activity mit vollem Einsatz. Es wird sehr spaßig.

Von da an steht ein vierter Teller wie selbstverständlich an unserem Esstisch. Noch jemand gehört jetzt dazu ohne dass wir darüber sprechen. Es werden nur wenige gemeinsame Stunden, denn wir fliegen bald heim.

Erst am Ende der Zeit fällt uns beiden so richtig auf, was wir erleben. Dass wir unsere Zeit mit Menschen teilen, ohne dass es uns nervt und ohne zu wissen, warum. Wir sind uns eigentlich durchaus genug und haben niemand „gebraucht“. Das macht es so überraschend. Wir fühlen uns beide durch die Gemeinschaft beschenkt und bereichert.

Ich denke angestrengt über ein Etikett nach. Wie nennt man Menschen, die einem in dieser Art vertraut werden, ohne dass es in Kategorien wie „kümmern“, „helfen“, „bemuttern“, „begehren“ oder was immer abgleitet?

Ist es das, was in der Bibel mit „Gemeinschaft der Heiligen“ beschrieben wird? Oder hat das mit unserem gemeinsamen Glauben überhaupt nichts zu tun?

Wir hatten diese Tischgemeinschaft und „brachen gemeinsam das Brot“, ohne es so richtig zu merken. Hat uns das im biblischen Sinne zu „Geschwistern“ gemacht?

War es ein Strahl von „Reich Gottes“ mitten hinein in einen normalen Urlaub?