Mt. Galilee

Mt. Galilee

16. August 2022 Aus Von ibims_trotzdem

„Ihr müsst unbedingt auf den Gebetsberg!“ – Diese Aufforderung hatte sich tief in mich eingraviert. Eigentlich haben wir nur sechs Tage Zeit, trotzdem fahren wir für zwei davon in die Gegend am Victoria-See.

Annjulie war schon da, aber sie kommt nochmal mit – um uns alles zu zeigen. Ich habe überhaupt keine Ahnung, was uns erwartet.

Zuerst einmal wird es eine lange holprige Fahrt über Land. Ich bin überrascht, wie fruchtbar es ist und wie vielfältig die Landwirtschaft.

Zwar wird sehr viel Zuckerrohr angebaut und von indischen Oligarchen ausbeuterisch verarbeitet, aber es gibt auch riesige Tee-Plantagen, Obst und Gemüse und am Victoria-See sogar Reis!

Auf dem Berg sind erstmal wir die Überraschung. Offenbar wurden wir nicht angemeldet. Trotzdem werden wir herzlich empfangen und bekommen etwas zu essen. Ich verstehe, dass die Küche auf unsere Ankunft lieber vorbereitet gewesen wäre.

Unser Zimmer in der einfachen Herberge erinnert mich an Klosterzellen. Tatsächlich ist das Gästehaus mit einem Kloster vergleichbar, die Mitarbeiter treffen sich mehrfach am Tag zum Gebet, Gäste sind morgens willkommen. Überall auf dem Gelände laden einzelne Bänke und kleine offene Rundhütten zu privaten Gebetszeiten ein. Die Farben der Blüten und Blätter und die Aussicht auf das Land öffnen Herz und Seele für die Größe des Schöpfers.

Aber das ist nicht alles. Es gibt eine Secondary School, in der die Schüler neben einem Schulabschluss eine vollwertige landwirtschaftliche Ausbildung machen und gleichzeitig so mit ihrer eigenen Hände Arbeit für einen Großteil ihrer Kosten aufkommen. Das ist nachhaltig und gibt ihnen eine doppelte Chance.

Und es gibt ein recht großes Krankenhaus. Am Anfang war es nur eine Klinik für Geburtshilfe. Das ist es auch vor allem. Die leitende Gynäkologin ist eine Holländerin. Ihr Mann ist Zahnarzt. Beide beeinflussen mit ihrer Arbeit die ganze Region rund um den Berg.

Der Zahnarzt geht in die Dörfer und lädt einmalig zu kostenlosen Zahnbehandlungen ein. Jede weitere Behandlung ist preiswert. Die Menschen lernen, dass er billiger ist als der Nachbar, der den schmerzenden Zahn mit einer schmutzigen Zange zieht und die Wunden sich danach heftig entzünden. Und dass nicht jeder schmerzende Zahn gleich gezogen werden muss.

Die Ärztin sorgt für sterile Entbindungen, hilft bei Komplikationen und bewirkt so einen statistischen Rückgang der Geburtensterblichkeit in der Region.

Die Menschen lernen, dass es Hilfe gibt. Und auch, dass diese Hilfe eigentlich von einem liebenden Gott kommt, der immer wieder Menschengestalt annimmt, zu ihnen kommt und ihre Not lindert.

Viele weitere Häuser und Bauten sind auf dem riesigen Gelände entstanden. Es gibt auch ein Pool. Aber das wichtigste und großartigste ist ein riesiges Kreuz. Nachts leuchten LEDs und machen es weit über den See sichtbar. Einmal in der Woche versammeln sich dort alle Bewohner und Gäste zu Lobgesang und Gebet. Es ist weit mehr als ein Symbol. Es ist ein Wahrzeichen.

Und dann erleben wir etwas, das vor der Besiedelung durch die Organisation nie statt gefunden hatte: Es regnet!

Es gibt hier zwei Arten von Wundern. Solche, die durch Menschenhand geschehen. Und solche, die allein auf den Schöpfer verweisen.